Pixi

von Sven Leberer

von Sven Leberer

»Emmas hektischer Heiligabend«

Aufgeschrieben und illustriert

von

Sven Leberer

 

»Winter im Drachenland«

Text Ruth Rahlff

Illustration Sven Leberer

»Brunos erstes Weihnachtsfest«

Aufgeschrieben und illustriert

von

Sven Leberer

 

»Der Weihnachtsstern«

Aufgeschrieben und illustriert

von

Sven Leberer

 

 

»Eulilia«

von Sven Leberer

Eulilia backt Plätzchen 

Eulilia

Der Große Preis

Eulilia feiert Weihnachten

Eulilia geht auf Reise

von Sven Leberer

 

„Sturmkocher … hab ich, Feuerzeug … auch, Teebeutel … sowieso!“ Eulilia geht die Gegenstände durch, die vor ihr auf dem Boden liegen. „Ja, ich glaube, jetzt habe ich alles zusammen!“, freut sie sich und legt ihre Packliste aus der Hand. Stirnrunzelnd betrachtet sie den Berg, der da vor ihr auf dem Boden liegt. Ganz schön viel, aber es ist auch eine ganz schön weite Reise. Anatol, der im Norden Russlands lebt, hat Eulilia eingeladen. Eigentlich lieben Eulen ihr ruhiges Leben im gewohnten Umfeld ohne Abenteuer sehr und sie schätzen es gar nicht, wenn etwas Aufregendes passiert. Eulilia ist da keine Ausnahme. Als sie den Brief mit der Einladung in ihrem Briefkasten fand, war ihr deshalb sofort klar, dass sie die weite Reise auf keinen Fall machen will. Aber immer dann, wenn sie sich bei dem Gedanken ertappte, doch zu reisen, war so ein aufregendes Kribbeln in ihrem Bauch. Außerdem hatte sie ihren Cousin noch nie gesehen. Und sie hatte gehört, dass es im Winter in Russland sehr lange dunkel sein soll und es gibt nichts, was Eulilia mehr liebt als die Dunkelheit.

In ihrem nächsten Brief an Anatol bedankt sie sich sehr für die Einladung und kündigt, ohne so recht zu wissen, was sie da genau schreibt, ihr Kommen für den nächsten Winter an. Schon tausendmal hat sie diesen Entschluss bereut. „Soll ich doch besser absagen?“, denkt sie. „Nein, dass geht nicht, sonst denkt Anatol noch ich hätte Angst vor der Reise! Und wer will schon gerne als Feigling dastehen? Es gibt kein Zurück mehr.“

 

*

 

Morgen soll es nun endlich losgehen.

Aber vorher muss sie noch alles in den großen Rucksack packen. Viel Zeit hat sie nicht mehr bis die Sonne aufgeht. Eulen werden sehr müde, wenn es hell wird und so eine lange Reise kann man nur gut ausgeruht überstehen.

Nach drei erstaunlich ereignislosen Reisetagen wird der Wind, der ihr bis jetzt so angenehm um den Schnabel wehte, deutlich stärker und kälter. „Warum bin ich nicht zu Hause geblieben?“, denkt Euliliavoller Reue. „Ich könnte jetzt gemütlich vor meinem Kamin sitzen, einen heißen Tee trinken und mich bei Sonnenaufgang in mein weiches warmes Bett kuscheln.“ „Huuuhuu, huuhuuu“, heult es in Eulilias Ohren. „Wer weiß, was für einer das ist, mein Cousin Anatol, wenn der genauso kalt und unangenehm ist wie der Wind hier, dann wird das kein gemütliches Weihnachtsfest!“ „ Huuhuu, Huuuhuuu“, dringt es wieder in Eulilias Ohren. „Aber nein, das hört sich doch nicht an wie ein Windheulen. Nein, eher wie ein …“ „Huuhuuu, hierrherr Eulilia, hierr bin ich!“  „... Eulengeheul!“ Jetzt kann Eulilia auch die kleine weiße Gestalt sehen, die da hinten auf dem Dach der alten Scheune steht und ihr zuwinkt. „Sehrrr, sehrr schön, dass du darr bist!“ Eulilia wird überschwänglich und kräftig umarmt. „Komm schnell rrein ins Warrme! Es ist so kalt und ungemütlich heute!“ Mit diesen Worten wird Eulilia in eine behagliche kleine Stube geschoben. Sie befindet sich direkt unter dem Dach der alten Scheune. Von einem kleinem gusseisernen Ofen, der in der Mitte des Raumes steht, strahlt eine angenehme Wärme, die den ganzen Raum erfüllt. Anatol wickelt Eulilia in Decken und setzt sie auf einen weichen Sessel vor den Ofen. „Hierr, trrink das, dann wirrd dir sofort warrm.“ Anatol drückt ihr eine Tasse mit heißem Tee in die Hand, den er aus einer silbernen Kanne geholt hat. Sie steht auf einer Vitrine in der Ecke des Raumes und summt lustig vor sich hin.

Als er Eulilias verwunderten Blick bemerkt, erklärt er: „Das ist ein Samowar! Macht sehrr guten Tee!“

Der Abend ist sehr lang und sehr lustig. Anatol hat eine angenehme, dunkle Stimme, kann viel erzählen und als sie kurz vor Sonnenaufgang dann auch noch gemeinsam singen, ist Eulilia ganz sicher, dass die Entscheidung den Winter bei Antol zu verbringen, die beste ihres Lebens war.

Die Sonne geht auf und strahlt auf zwei müde aber glückliche Eulen. Da klappt Eulilia ihre Augenlieder zu und schläft tief und fest ein.

 

*

 

Doch der helle Tag ist im Norden wirklich sehr kurz. Eine Stunde nach Sonnenaufgang geht die Sonne schon wieder unter und Eulilia wird augenblicklich wach. Nach der anstrengenden Reise und der langen Begrüßungsnacht mit Anatol hat Eulilia noch nicht genug geschlafen. Verzweifelt versucht sie, immer wieder ihre Augen zu schließen, aber ohne die gewohnte Helligkeit auf ihren Augenlidern öffnen sie sich wieder ganz von allein. So ist an schlafen natürlich nicht zu denken!

Nur Anatol kümmert das nicht! Stunden später wacht er bestens gelaunt und ausgeruht auf und schaut in Eulilias total übermüdetes Gesicht. „Was ist los? Hast du nicht gut geschlafen?“ „Nöö, wie denn bei der Dunkelheit?“, murmelt Eulilia schlecht gelaunt vor sich hin. Tock, tock, tock - es klopft an der Tür. Es ist Petka, der Junge vom Hof. Petka will Eulenforscher werden, wenn er groß ist und hat sich mit Anatol angefreundet. Anatol hat ihm schon erzählt, dass er Besuch aus Deutschland bekommt und jetzt kann Petka es gar nicht erwarten eine deutsche Eule zu sehen. „Ui, sehen alle Eulen in Deutschland so mürrisch und müde aus?“, entfährt es Petka, als er Eulilia sieht. „Nein, eigentlich ist Eulilia gaanz lustig!“ Anatol zwinkert ihm zu. „Aberr ich glaube, Eulilia kann im Dunkeln nicht schlafen und hierr geht die Sonne viel schneller wiederr unterr als bei ihrr zu Hause!“

 

*

 

Als Petka wieder in seinem Zimmer ist, muss er noch lange an Eulilia denken. Aber egal wie lange er sich den Kopf zermartert, ihm will einfach nicht einfallen, wie er der armen Eulilia helfen kann. „Ich bin ja ein ausgezeichneter Eulenforscher, wenn ich schon bei dem ersten Problem versage.“ Mit diesen Gedanken fällt er in einen traumlosen Schlaf.

„Sanotschka!“, hört Petka am nächsten Morgen seinen Vater rufen. Er kommt gerade aus dem Badezimmer und will ins Bett gehen. Er hat Nachtschicht und schläft tagsüber. „Weiß du, wo meine Schlafbrille ist?“ „Na, da wo sie immer ist, unter deinem Kopfkissen!“, antwortet ihm Petkas Mutter. Sein Vater wird schon vom kleinsten Sonnenstrahl wach, egal wie müde er ist. Auf einmal lösen die Worte seines Vaters eine ganze Flut von Gedanken bei Petka aus. Das ist die Lösung! Eulilia braucht eine Schlafbrille! Aber keine wie sein Vater hat, nein, eine spezielle Eulenschlafbrille! Was braucht er alles? Seinen alten Fahrradhelm, der ihm viel zu klein geworden ist und eine Taschenlampe. Draht findet er bestimmt in der Werkstatt. Gleich läuft er dorthin und bastelt alles flink und geschickt zusammen. So schnell er es durch den tiefen Schnee schafft, geht Petka zur alten Scheune, klettert die morsche Holzleiter hoch und erreicht die kleine Eulenwohnung.

Da platzt Petka sofort mit seiner Überraschung herein: „Hier Eulilia, dass ist die Lösung, damit wirst du bestimmt wunderbar schlafen!“ Eulilia schaut misstrauisch auf den umgebauten Kinderhelm in Petkas Händen. Sie sieht heute noch schlechter aus als gestern. „Los, probier schon!“, bedrängt Petka sie. Eulilia hat keine Wahl, schlechter kann ihr Schlaf ja nicht mehr werden! Also lässt sie sich den Helm aufsetzen, legt sich ins Bett und Petka knipst die Taschenlampe an. Erwartungsvoll stehen Anatol und Petka vor Eulilias Bett und warten was passieren wird. Und tatsächlich, es dauert keine zwei Sekunden und aus Eulilias selig lächelndem Schnabel dringen nur noch wohlige Schnarch Geräusche, trotz tiefer Dunkelheit draußen.

Und dann schläft Eulilia … und das kann dauern, eh sich eine müde Eule richtig ausgeschlafen hat.

 

*

 

 

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